02 11 15

Hier steht ein Gedicht ohne einen Helden.
In die­sem Gedicht gibts keine Bäume. Kein Zimmer
zum Hineingehen und Schlafen ist hier in dem
Gedicht. Keine Farbe kannst du in die­sem

Gedicht hier sehen. Keine Gefühle sind
in dem Gedicht. Nichts ist in die­sem Gedicht
hier zum Anfassen. Es gibt keine Gerüche hier in
die­sem Gedicht. Keiner braucht über einen Zaun

oder über eine Mauer in die­sem Gedicht zu klet­tern.
Es gibt in die­sem Gedicht hier nichts zu füh­len.
Das Gedicht hier kannst du nicht über­zie­hen.
Es ist nicht aus Gummi. Kein weißer Schatten

ist in dem Gedicht hier. Kein Mensch kommt
hier in die­sem Gedicht von einer Reise zurück.
Kein Mensch kommt in die­sem Gedicht hier atem­los
die Treppe herauf. Das Gedicht hier macht keine

Versprechungen. In dem Gedicht stirbt auch kei­ner.
In die­sem Gedicht spürst du kei­nen Hauch. Es gibt
kei­nen Laut der Freude in dem Gedicht hier. Kein
Mensch ist in dem Gedicht hier verz­wei­felt. Hier

in dem Gedicht ist es ganz still. Niemand
klagt in die­sem Gedicht. Niemand redet hier
in dem Gedicht. Hier in die­sem Gedicht schla­gen
sich auch keine Arbeiter wund. Das Gedicht hier

steht ein­fach nur hier. Es enthält keine Schlüssel
zum Aufschließen von Türen. Es gibt keine Türen
in die­sem Gedicht. Das Gedicht hier ist ohne
Musik. Es singt kei­ner in die­sem Gedicht, und

kei­ner macht hier in die­sem Gedicht jeman­den
nach. Keiner schreit hier in dem Gedicht, flucht,
fickt, ißt und nimmt ein Rauschmittel. Es gibt in
die­sem Gedicht keine bom­bas­tische Ausstattung

für dich. Das Gedicht hier geht nicht, liegt nicht,
schläft nicht, es kennt kei­nen Tag, es kennt keine
Nacht. Du brauchst hier in die­sem Gedicht keine
Rechnungen zu bezah­len. Es gibt kei­nen Hausbesitzer

in dem Gedicht hier, der die Miete erhöht. Es gibt
keine Firmen in die­sem Gedicht. Es gibt in dem
Gedicht kei­nen Staat Kalifornien. Es gibt kein
Oregano in dem Gedicht. In die­sem Gedicht gibts

kein Meer. Du kannst in dem Gedicht hier nicht
schwim­men. Das Gedicht, das hier steht, enthält keine
Wärme, das Gedicht enthält keine Kälte. Das Gedicht
hier ist nicht schwarz, es hat keine Fenster und

kennt keine Angst. Das Gedicht hier zit­tert
nicht. Das Gedicht hier ist ohne Spiegel. In die­sem
Gedicht gibts auch kein Spiegelei. Einen Supermarkt
gibt es hier in die­sem Gedicht nicht. Das Gedicht,

das du hier liest, hat keine Titten und keine Fohse,
das Gedicht hier ist völ­lig kör­per­los. Keiner stöhnt
hier in dem Gedicht. Das Gedicht blu­tet nicht, es
ver­sch­weigt nichts, das Gedicht hat keine Regel,

das Gedicht ist kein Zitat, für kei­nen. Hier in
die­sem Gedicht fin­det nie­mand einen Pfennig,
und hier in die­sem Gedicht fährt kein Mensch mit
einem Auto. Keine Reifen quiet­schen um die Ecke.

In die­sem Gedicht lut­scht nie­mand zärt­lich an
einem Schwanz. Es gibt hier in dem Gedicht keine
Lampen. Das Gedicht ist kein gel­ber Schal. Das
Gedicht, auf das du hier schaust, hus­tet nicht.

Hier in dem Gedicht kannst du nicht küs­sen.
Hier in die­sem Gedicht wird auch nicht gepißt. Du
kannst mit die­sem Gedicht nichts anfan­gen. Das
Gedicht bes­teht aus lau­ter Verneinungen. Die

Verneinungen in die­sem Gedicht wer­den immer mehr.
Hier gibts kei­nen Kiff in dem Gedicht. In die­sem
Gedicht lacht kein Mensch. Das Gedicht kennt keine
Arbeit. Niemand sieht in die­sem Gedicht Fernsehen.

Das Gedicht trägt keine Uhr. Das Gedicht ist nicht
zeit­los. Es braucht soviel Zeit, wie du brauchst,
um das Gedicht hier zu lesen. Kein Wasserhahn
tropft in dem Gedicht hier, und kei­ner ver­langt

in dem Gedicht hier nach Zigaretten. Hier das
Gedicht gibt kein Trinkgeld. Keine Toilette ist
hier in dem Gedicht. Es gibt keine Stadt in die­sem Gedicht.
Hier in dem Gedicht wäscht kei­ner sich die

Füße. In die Schule zu gehen, ist hier in dem Gedicht
nicht nötig. In dem Gedicht leckt auch kei­ner eine
Möhse. Dein Geschlechtsteil rich­tet sich hier in
dem Gedicht nicht auf. Du kannst hier in dem Gedicht

dich nicht hin­set­zen und den­ken. Das Gedicht hier
ist nicht der Staat. Es ist nicht die Gesellschaft.
Es ist kein Flipperautomat. Das Gedicht hier hat
kei­nen Hund. Mit die­sem Gedicht kann sich kei­ner

iden­ti­fi­zie­ren. Keine Polizisten fah­ren in die­sem
Gedicht herum und suchen nach einem Bruch. Eine Kuh
liegt hier in die­sem Gedicht nicht. Das Gedicht hier
ist nicht gedan­ken­los. Das Gedicht hier ist nicht

gedan­ken­voll. In dem Gedicht erscheint auch kein
Sommertag. Es ist nie­mals Dienstag in die­sem Gedicht,
es gibt kei­nen Mittwoch in die­sem Gedicht, es herr­scht
nicht Freitag in die­sem Gedicht und kein Donnerstag

fehlt in dem Gedicht hier. Es ist nicht Montag,
Samstag und Sonntag in hier dem Gedicht. Das Gedicht
hier ist nicht die Verneinung von Montag oder
Donnerstag. Das Gedicht hört hier ein­fach auf.